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@endpart / @spart - Bedeutung

Hi,

ich versuche, scrbook an die Vorgaben eines Verlages anzupassen. Ich bin noch relativ neu in LaTeX. Einiges habe ich schon hinbekommen. An einer Stelle hänge ich aber im Moment und ich kann nirgends eine Antwort finden. Daher möchte ich Euch bitten, es mir vielleicht zu erklären oder auf eine Stelle zu verweisen, wo ich es nachlesen kann.

Es geht um den Abstand zwischen Part-Überschrift und nachfolgendem Text:
Ich habe partheadendvskip schon auf 0 pt gesetzt. Dennoch ist der Abstand zum nachfolgenden Text deutlich größer als der einfache Zeilenvorschub. Daher frage ich mich nun, was es mit @endpart auf sich hat. Ich kann das, was dort in scrbook.cls steht, nicht nachvollziehen. Ebenso frage ich mich, was @spart tut, weil das dort in unmittelbarer Nähe steht und innerhalb des Codes @endpart erwähnt wird. Jedenfalls @endpart scheint sich auszuwirken auf den Abstand zum nachfolgenden Text.
Kann mir jemand erklären, was dort wie geregelt wird?

Der Code dort lautet:

\newcommand*{\@spart}[1]{%
  \begingroup
    \setparsizes{\z@}{\z@}{\z@\@plus 1fil}\par@updaterelative
    \raggedpart
    \interlinepenalty \@M
    \normalfont
    \sectfont\nobreak\size@part{#1}\strut\@mkboth{}{}\par
  \endgroup
  \@endpart
}
\newcommand*{\@endpart}{\vbox to\z@{\use@preamble{part@u}\vss}%
  \partheadendvskip
  \partheademptypage
  \if@tempswa
    \twocolumn
  \fi
}

Die Vorgaben, die ich umsetzen muss, sind folgende:
15pt Schriftgröße
16pt Zeilenabstand
11pt Abstand nach Absatz

Die Werte entstammen Word. Mit diesen Ausgangswerten muss ich arbeiten.

Nachfolgend mein Code, wie er momentan aussieht:

\documentclass[a4paper, fontsize=12pt, twoside, parskip=half-, footnotes=multiple, headings=openright]{scrbook}
\usepackage{scrpage2}
 
 
 
 
 
%Zeichencodierung und Sprache
\usepackage{txfonts}
\normalsize
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{xspace}
\usepackage{url}
 
 
 
 
 
%Setstretch-Wert führt iVm \baselineskip-Wert 14.5 zu Zeilenvorschub von 15pt
\usepackage{setspace}
\setstretch{1.03448275862069}
 
 
 
 
 
%Seitenränder, Platzierung und Formatierung Kopf- und Fußzeile
\usepackage[inner=3.4cm, outer=3.4cm, top=3.6cm, bottom=3.2cm,
%           showframe,
            headsep=7mm,
            footskip=2.7cm]
            {geometry}
\setkomafont{pageheadfoot}{\fontsize{11pt}{12pt}\selectfont\normalfont}
 
 
 
 
 
%%%%%% - Textkörpereinstellungen Beginn - %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
\setlength{\parindent}{1em}   % Verlag gibt zwar 4mm vor, 1em scheint dem aber ziemlich genau zu entsprechen.
 
\setkomafont{disposition}{\normalfont}
 
 
 
  % - Part Beginn - %
      \usepackage{ifthen}
 
      \newcommand\TeilnummerAusgeschrieben{% Wird übergeben an \partformat, sodass es zB "Erster Teil" heißt.
                                            \ifthenelse{\value{part}=1}{Erster}{%
                                            \ifthenelse{\value{part}=2}{Zweiter}{%
                                            \ifthenelse{\value{part}=3}{Dritter}{%
                                            \ifthenelse{\value{part}=4}{Vierter}{%
                                            \ifthenelse{\value{part}=5}{Fünfter}{%
                                            \ifthenelse{\value{part}=6}{Sechster}{%
                                          {\typeout{zu hoher Wert}}}}}}}}}
 
      \renewcommand*{\partformat}{\fontsize{15pt}{\topskip}\selectfont\TeilnummerAusgeschrieben~\partname:\enskip} %im Vgl. zu KOMA Klasse autodot entfernt und Darstellung geändert. Es heißt jetzt zB "Erster Teil".
 
      \addtokomafont{part}{\fontsize{15pt}{\topskip}\selectfont}   %Schriftgröße Part-Überschrift
 
      \let\partheadmidvskip\relax  %\partheadmidvskip "geleert", damit alles in einer Zeile erscheint.
 
      \let\partheademptypage\relax %\partheademptypage geleert, damit nach der Titelüberschrift keine Leerseite eingefügt wird
 
      \renewcommand{\raggedpart}{\raggedright}   %Teileüberschrift linksbündig statt zentriert
 
 
      \renewcommand*{\partheadstartvskip}{%  
        \vspace{0pt}}% 
 
      \renewcommand*{\partheadendvskip}{%       
        \vspace{0pt}}
 
      \setkomafont{partentry}{\usekomafont{disposition}}
 
%      \makeatletter
%        \let\@endpart
%      \makeatother
 
  % - Part Ende - %
 
\begin{document}
\part{Test 123}
Test Text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text test text .
\end{document}

Vielen Dank für Eure Hilfe!

Viele Grüße,
Patrick

Bild von Markus Kohm

Die beiden Anweisungen haben nur bedingt etwas miteinander zu tun. Gemeinsam haben sie, dass es echte, interne Anweisungen sind. Das bedeutet, dass wenn man etwas daran ändert, man damit rechnen muss, dass das schon in der nächsten Version von KOMA-Script nicht mehr funktioniert und ggf. sogar Fehler produziert.

Gemeinsam haben sie auch, dass sie etwas mit \part zu tun haben. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon.

\@spart wird von \part intern verwendet, um \part* zu behandeln. \@endpart wird von verschiedenen internen Makros verwendet, die ihrerseits von \part verwendet werden, um die Anweisung \part sauber zu beenden.

BTW: Wer diese Zusammenhänge nicht versteht, sollte in jedem Fall die Finger davon lassen und sich erst einmal mit den elementaren Vorgehensweisen bei der Definition von Gliederungsbefehlen vertraut machen und dazu mit dem dokumentierten Quellcode der Standardklassen, classes.dtx bzw. einem daraus erzeugten classes.pdf, beginnen.

Was nun \parthead...vskip anbelangt:

  • Es ist wenig sinnvoll bei \partheadstartvskip ein einfacher \vspace zu verwenden, da dieses im Zweifelsfall am Seitenanfang ohnehin ignoriert wird. Entweder sollte man wie dokumentiert ein \vspace* verwenden, oder es schlicht leer lassen.
  • \vspace*{0pt} fügt am Seitenanfang mehr als 0pt ein.
  • Es ist nicht dokumentiert, dass ein \vspace{0pt} bei einer der Anweisungen bedeutet, dass an dieser Stelle gar kein Abstand eingefügt wird. Stattdessen sind die Voreinstellungen dokumentiert, damit man ggf. relative Änderungen zu diesen vornehmen kann. Die Voreinstellungen unterscheiden sich teilweise je nach Klasse und es ist auch nicht dokumentiert, dass die gleiche Einstellungen bei unterschiedlichen Klassen zum gleichen Ergebnis führen.
  • Man kann bei \vspace auch einen negativen Wert angeben, beispielsweise \vspace{-\baselineskip}.

Ich hoffe, Dein Problem ist damit gelöst.

Übrigens sollte man niemals Absatzabstand und Absatzeinzug miteinander kombinieren! Das ist als würde man auf eine rote Rundumleuchte noch eine gelbe Rundumleuchte oben drauf setzen, damit man die rote Rundumleuchte besser sieht. Wenn der Verlag also Absatzeinzug will, solltest Du parskip=half- weglassen.

Bild von Markus Kohm

Ungetestet:

\newcommand*{\theordpart}{%
  \ifcase \value{part}
    Nicht existenter%
  \or Erster%
  \or Zweiter%
  \or Dritter%
  \or Vierter%
  \or F\"unfter%
  \or Sechster%
  \or Siebter%
  \or Achter%
  \or Neunter%
  \or Zehnter%
  \or Elfter%
  \or Zw\"olfter%
  \else Viel zu hoher%
  \fi
}

Für Überschriften dann einfach

\renewcommand*{\partformat}{\theordpart\nobreakspace\partname}

und schon hat man in der Überschrift nicht mehr »Teil 5«, sondern »Fünfter Teil« stehen.

Man könnte das auch erweitern, damit es über eine Berechnung auch für große Zahlen funktioniert und trotzdem keine hunderte Verzweigungen benötigt.

Bild von Markus Kohm

Es sei darauf hingewiesen, dass 1 Punkt in Word nicht 1 pt in TeX entspricht, sondern 1 bp. Man kann bei KOMA-Script über fontsize notfalls auch eine Grundschriftgröße in bp angeben. Ggf. kann man – beispielsweise basierend auf scrsize10pt.clo – sogar eigene Größendateien für bp-Schriftgrößen selbst erstellen. Das ist dann nützlich, wenn man auch die anderen Schriftgrößenstufen, beispielsweise \footnotesize, an Verlagsvorgaben anpassen will. Man sollte dann aber bitte nicht den Präfix »scrsize« verwenden, sondern \@fontsizefilebase anpassen. Diese Anweisung sollte man ggf. schon vor dem Laden einer KOMA-Script-Klasse entsprechend definieren, beispielsweise \newcommand*{\@fontsizefilebase}{walker}, wenn die Größendatei dann »walker11bp« heisst, um sie mit »\documentclass[fontsize=11bp]{...}« zu laden.

Mir ist übrigens nicht klar, ob Deine Schriftgrößenangaben für die Grundschrift gelten (wäre einigermaßen seltsam, aber ich es gab hier schon die seltsamsten Anfragen) oder für die Teil-Überschriften. Wobei wiederum ein Absatzabstand in Teil-Überschriften nicht nur seltsam wäre, sondern schief gehen würde. Ich vermute deshalb, dass Du da ein paar Dinge durcheinander geworfen hast. Das umso mehr als ich mir nicht vorstellen kann, dass irgend ein Verlag gleichzeitig Absatzabstand und Absatzeinzug verwendet. Ich habe das noch nie gesehen und es widerspräche allem, was ich gelernt habe.

Übrigens: Wenn Du tatsächlich LaTeX-Anfänger bist, wäre es eine echte Leistung von Dir, LaTeX an alle Verlagsvorgaben anzupassen. Danach bist Du dann eher kein Anfänger mehr. Ich selbst brauche meist mehrere Stunden, bis ich die Mehrzahl der Verlagsanforderungen umgesetzt habe. Das gilt insbesondere dann, wenn ein Verlag mit Word arbeitet und Richtlinien für Word-Autoren herausbringt. Diese orientieren sich nun einmal an den Fähigkeiten von Word. Es ist nicht immer einfach, Dinge mit LaTeX umzusetzen, die irgend wann einmal auf Word zugeschnitten wurden und Anwendern echter Satzsoftware nur vorgeschrieben werden, weil man vergessen hat, dass es auch bessere Lösungen geben kann.

Ich denke, für's erste habe ich Dich mit genügend Hinweisen eingedeckt. Jetzt hast Du erst einmal etwas zu kauen und wieder Material zum ausprobieren. Ich bin gespannt, ob Du damit klar kommst und was Deine nächste Frage sein wird. Da das mit dem Minimalbeispiel bei Dir schon recht gut geklappt hat – Du hättest nur ein paar Kleinigkeiten wie txfonts noch weglassen können – will ich nur noch auf die Pakete lipsum und blindtext hinweisen, die einem Tipparbeit ersparen können. Bei blindtext ist aber unbedingt auf die Version zu achten. Ältere Versionen sind voller Fehler bezüglich signifikanter Leerzeichen.

Hi Markus,
vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort! Ich werde sie in Gänze heute Abend durchlesen. Bisher habe ich sie nur überflogen.

Ich beschäftige mich seit etwa eineinhalb Wochen mit LaTeX. Aber es ist auch nicht ganz eilig, alles anzupassen. Bis zum Ende meiner Diss, denke ich, sollte ich es aber geschafft haben :-)

Der Verlag möchte tatsächlich Absatzeinzug und Absatzabstand. Es ist sogar ein ziemlich renommierter Verlag, in dem unsere Arbeiten erscheinen. Wie es zu den Formatierungsvorgaben gekommen ist, weiß ich auch nicht. Ich vermute, der Grund ist, dass unser Institut einen Vertrag mit dem Verlag hat, wobei wir - in Form unseres hauseigenen Verlags - letztlich zuständig sind für die Vorbereitung der Druckvorlagen und der externe Verlag selbst nur den Druck übernimmt und die Bücher formal bei ihm erscheinen. Inwiefern die Personen, die irgendwann einmal die Word-Vorlage ausgearbeitet haben, etwas über Typographie gelernt haben, weiß ich nicht.

Es wäre vielleicht ein lohnendes Projekt, sich einmal mit unserem hauseigenen Verlag zusammen zu setzen und die Formatierung zu besprechen. Allerdings bin ich schon froh, wenn ich meine Diss durch kriege :-)
Vielleicht sammle ich alles, was ich im Laufe der Arbeit mit LaTeX über Typographie lerne und zeige es irgendwann einmal unseren Damen.

Die Angaben oben zu Schriftgröße, Zeilenabstand und Absatzabstand bezogen sich übrigens auf die oberste Ebene der Überschriften, wie sie in Word definiert ist.

Vielen Dank noch einmal für die Hilfe!

Viele Grüße,
Patrick

Bild von Markus Kohm

Hier sieht man die Erfahrung des Doktoranden. Statt angesichts der Fülle an Informationen zu streiken oder alles zu ignorieren, was nicht sofort einleuchtet, wird die Entscheidung gefällt, sich das lieber in Ruhe anzuschauen. Mir wäre oftmals lieb, wenn andere das genauso machen würden.

Was die Typografie betrifft: Am besten machst Du Deine Dissertation so gut, dass man Dir umgehend eine Festanstellung anbietet. Danach kannst Du dann aus einer ganz anderen Position heraus die Typografie Eures Hausverlags in Angriff nehmen. ;-)

Im Augenblick ist nur mir nur wichtig, dass Dir klar wird, dass manche (und soweit möglich welche) Vorgaben nicht wirklich empfehlenswert oder auch nur sinnvoll sind. Ich kann nicht jeden Verlag und jedes Dokument retten. Ich kann nur raten, warnen, empfehlen und versuchen, genügend Wissen zu vermitteln, damit Entscheidungen auf Wissen basieren und nicht auf Unvermögen.

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