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Es gibt auch noch ein Leben abseits von KOMA-Script

Bild von Markus Kohm

Allerdings könnte man meinen, ich hätte kein Leben abseits von LaTeX. In den letzten Tagen häufen sich wieder einmal Anfragen aller Art. Neben einigen, die ich nur als ungewöhnlich bezeichnen will, gibt es in der Tat auch wieder einmal berechtigte Fragen zu anderen LaTeX-Projekten, für die ich noch immer verantwortlich zeichne.

So wurde ich auf ein Problem im Zusammenspiel von splitidx mit tcolorbox, genauer dessen Library documentation, aufmerksam gemacht. Ich habe das zum Anlass genommen, das bereits existierende Update auf Version 1.2b – bisher war 1.2a aktuell –, das wegen der Abschaltung von Sarovar nicht mehr veröffentlicht wurde, in ein neues Repository zu überführen und zusammen mit dem Workaround für das neu gemeldete Problem zu veröffentlichen. Dabei habe ich erstmals ctanify zum Einsatz gebracht. Allerdings kann das Paket mit Quelltexten in C oder Java bisher nicht selbständig umgehen und musste erst überredet werden, dass Dateien mit Endung tex nicht zwingend Quelldateien sind.

Die Verwendung von ctanify hat außerdem dazu geführt, dass ich mich von den vorkompilierten Binaries verabschiedet habe. Das ist nicht wirklich ein Verlust. Soweit ich weiß verwendet keiner der TeX-Distributoren mehr diese Binaries. Bei TeX Live setzt man korrekter Weise auf die Referenzimplementierung splitindex.pl, während bei MiKTeX AFAIK splitindex.tlu + splitindex_main.tlu der Vorzug gegeben wird. Letzteres wurde in dieser neuen Release ebenfalls geändert, so dass es nun keine Rolle mehr spielen sollte, ob man foo.idx oder nur foo als Parameter angibt. Außerdem kann man nun auch bei dieser Version optional auf den Aufruf des eigentlichen Index-Prozessors verzichten, splitindex also nur mit der Aufteilung des Rohindexes in mehrere Dateien beauftragen.

Darüber hinaus hat die Verwendung von ctanify auch dazu geführt, dass im TDS-Archiv keine Datei mehr doppelt enthalten ist. Ob das bei den Dateien, die nicht aus der dtx-Datei generiert werden, also quasi sowohl Quelldatei als auch Laufzeit-Datei sind, wirklich gut ist, bin ich mir nicht so sicher. Jedenfalls kann man jetzt alleine aus dem source-Verzeichnis im TDS-Archiv keine neue Source-Distribution mehr erstellen. Nun, ich vertraue einmal darauf, dass das so OK ist und hoffe, dass das CTAN-Team nicht wieder etwas auszusetzen hat.

splitindex ist übrigens das Paket, zu dem ich am wenigsten Anfragen bekomme. Nun könnte ich mich natürlich auf das hohe Ross setzen und behaupten, das läge daran, dass das Paket so wunderbar gut funktioniert und leicht zu beherrschen ist. Tatsächlich liegt es aber wohl eher daran, dass es nur selten verwendet wird. Auf gut Deutsch: Ich hätte mir die Mühe sparen können. Tatsächlich ist splitindex aber ein Abfallprodukt von KOMA-Script. Ich habe damals etwas ähnliches für den Index der KOMA-Script-Anleitung geschrieben. Als ich gefragt wurde, wie ich das mache, habe ich mich damals entschlossen ein verallgemeinertes Paket dafür zu schreiben. Das wurde dann splitindex. Für die KOMA-Script-Anleitung selbst wird aber noch immer mein ursprüngliches perl-Skript und der ursprüngliche in scrguide.cls enthaltene LaTeX-Code verwendet, da beide speziell auf die Anleitung zugeschnitten sind. Das umzustellen wäre unnötiger Aufwand.

Was ich nun wirklich für ein Leben abseits von LaTeX habe? Küche, Kinder, Kirche. Nein, mehr verrate ich zu diesem Teil meines Lebens hier und heute nicht. ;-)

Bis demnächst
Markus

Kommentare

Ich persönlich nutze für das Erstellen des Indexes meiner Dokumentation imakeidx in Kombination mit splitindex und will es unter gar keinen Umständen missen.

Bild von Markus Kohm

Dass es Anwender gibt, ist mir schon klar. Ich bezweifle aber doch, dass es wirklich viele sind.

Übrigens ist splitindex nicht das einzige Paket, das als Abfallprodukt entstanden ist. Für marginnote trifft das genauso zu. Damals habe ich für einen Verlag für ein einzelnes(!) Buchprojekt eine Klasse erstellt, die teils extrem aufwändige Lösungen für wahnwitzige Anforderungen (die Mehrheit davon wurde später übrigens vom Lektor wieder verworfen) enthielt. Kurz darauf hat mich jemand unabhängig danach gefragt, wie er in einem Frame von Paket framed eine Randnotiz setzen kann. Das war Anlass, den Code noch einmal neu zu schreiben und als eigenständiges Paket heraus zu bringen. Eigentlich war das nie als Universallösung gedacht, sondern eben zugeschnitten auf ganz spezielle Anforderungen. Nach meinem Eindruck wird es heute extrem häufig verwendet, großteils ohne dass die Leute wissen, dass es auch \marginpar gibt und das für sie sogar die bessere Lösung wäre.

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