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Bin ich am neuesten Stand?

Da ich zugegebenerweise relativ wenig Hintergrundwissen bzgl. Zeichenkodierung habe, folgende Fragen:

-) Ich habe bis jetzt immer \usepackage[latin1]{inputenc} und ISO 8859-1 als Einstellung für TeXworks unter Windows 7 verwendet.
Ist eine Umstellung auf
\usepackage[utf8]{inputenc} und UTF-8 im Editor sinnvoll?

-) Ein Kollege von mir ist auf das Paket "unicode-math" gestoßen. Was bringt das für Vorteile? Ist z.b. \mathrm{} in der Formelumgebung veraltet?

-) Hat das ganze auch etwas mit LuaTeX zu tun? Betrifft das auch KOMA-Script?

Ich beherrsche es auf jeden Fall, Dokumente mit LaTeX und den Regeln von KOMA-Script zu erstellen. Mein Problem ist nur, dass ich mich bei der aktuellen Entwicklung von LaTeX (LuaTeX) nicht auskenne bzw. ich gerne wissen möchte, wie ich meine Dokumente mit dem neuesten Standard erstelle. Möchte nichts veraltetes verwenden.

forum: 
Bild von Markus Kohm

Wenn Dir latin1 genügt und Du nicht vor hast XeLaTeX oder LuaLaTeX zu verwenden, dann kannst Du natürlich dabei bleiben. Von der KOMA-Script-Anleitung abgesehen, verwende ich nahezu ausschließlich UTF-8. Warum soll ich mich mit irgendwelchen 8-Bit-Beschränkungen herumschlagen?

Wenn Du LuaLaTeX verwenden willst, ist UTF-8 sehr zu empfehlen. Man kann zwar LuaLaTeX auch mit einer veralteten 8-Bit-Codierung verwenden, nimmt dann aber ggf. Einschränkungen in Kauf.

Auf der anderen Seite, kann beispielsweise bibtex kein UTF-8. bibtex8 kann auch kein UTF-8. bibtexu kann UTF-8 hat aber keine Doku, wie das genau funktioniert.

Biber wiederum schreit nach UTF-8. Ich glaube Biber gibt es bei TLcontrib auch für Windows. Da biblatex sehr gut mit Biber zusammen arbeitet und Biber AFAIK zukünftig ein vernünftiges Datenformat unterstützen soll, wäre also auch das wieder ein Argument.

Fazit: Mittel- bis langfristig führt kein Weg an UTF-8 vorbei.

KOMA-Script ist aber völlig egal, was Du verwendest. Hauptsache, es ist korrekt deklariert.

Hallo Markus!

Ich bedanke mich gleich für deine Antwort. Du musst verstehen, dass ich mit dem Dschungel an Begriffen nicht zurecht komme.
Also, ich habe an sich immer Dokumente mit einem ähnlichen Grundgerüst wie

\documentclass{scrartcl}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{lmodern}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{amsmath}

begonnen. Habe für das Literaturverzeichnis bibtex verwendet und mit pdfTeX meine pdf Dateien erstellt.

Seit kurzem bin ich eben auf die Begriffe LuaLaTeX, biber, unicode-math usw. gestoßen und weiß nicht, was ich damit anfangen bzw. ob ich die verwenden soll. Ist das ein neuer Standard?

Bild von Markus Kohm

Zunächst einmal sei darauf hingewiesen, dass es bei LaTeX üblich ist, dass es zu allem auch eine Doku gibt. Manchmal ist die Doku umfangreich, manchmal etwas unzureichend.

LuaLaTeX ist LaTeX auf LuaTeX. Wie schon bei LaTeX für XeTeX, also XeLaTeX, gibt es dabei ein paar Besonderheiten. Die Grundlegenden Besonderheiten wie die Auswahl der Schrift und die Basisfähigkeit für UTF-8 werden bei LuaLaTeX und XeLaTeX weitgehend mit denselben Paketen geregelt. Es kommen jedoch weitere Besonderheiten von LuaTeX hinzu.

LuaTeX ist eine Weiterentwicklung von pdfTeX. Es enthält daher fast alle Erweiterungen von pdfTeX. Im Gegensatz zu anderen TeX-Weiterentwicklungen wie e-TeX ist LuaTeX nicht mehr 100% kompatibel zu TeX. Das betrifft nicht nur, dass es zu Änderungen beim Umbruch kommen kann, sondern speziell auch Fehlermeldungen und Log-Ausgaben.

LuaTeX vereinigt die Programmiersprache lua mit TeX. Bei lua handelt es sich um eine einfache Programmiersprache, die als Scriptsprache auch in diversen Computerspielen enthalten ist. Bei Computerspielen wird sie meist verwendet, um Einfluss auf die KI nehmen zu können. Bei TeX bietet sie ungeahnte neue Möglichkeiten.

Für KOMA-Script spielt LuaTeX bisher keine Rolle. Der Grund dafür ist einfach: LuaTeX befindet sich noch in der Entwicklung und darf im Gegensatz zu e-TeX noch lange nicht vorausgesetzt werden. Bei e-TeX hat es fast zehn Jahre gedauert, in denen ich immer wieder sehnsüchtig nach den Features geschielt habe, sie aber nicht verwenden konnte, weil nicht alle Distributoren e-TeX als Standardmaschine für LaTeX verwendet haben und die Leute außerdem dazu neigen, total veraltete TeX-Systeme einzusetzen. Noch heute kommt alle zwei bis drei Monate eine Support-Anfrage, bei der die Problemursache in der Verwendung eines nicht e-TeX-fähigen LaTeX besteht.

Biber ist als Nachfolger für BibTeX konzipiert. BibTeX hat einige Unzulänglichkeiten und hat es eigentlich nie bis zu Version 1.0 geschafft. Streng genommen ist es eine der langlebigsten Beta-Versionen, die es gibt. Bei der Entwicklung von biblatex haben sich diese wieder einmal unangenehm bemerkbar gemacht. Eigentlich war es längst Zeit dafür, etwas neues zu bauen. In erster Stufe wurde Biber weitgehend kompatibel zu BibTeX, jedoch ohne dessen Beschränkungen. Weitere Schritte folgten und werden vermutlich noch folgen.

unicode-math hat wiederum etwas mit XeTeX und LuaTeX zu tun. In Unicode sind bestimmte Bereiche für mathematische Zeichen reserviert. Wenn man also ein TeX hat, das unicode (in Form von UTF-8) verarbeiten kann, liegt es nahe das nicht nur für Text, sondern auch für Mathematik verwenden zu wollen und zwar sowohl bei der Eingabe als auch bei der Nutzung der entsprechenden Glyphen in den Fonts.

Wie gesagt, so viele Begriffe können schon verwirrend sein.

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