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Satzspiegel bei Lebenslauf in scrartcl, Schriftarten

Bild von abulafia

Grüße an das Forum

Vorgeschichte:
Ich habe bereits einen Lebenslauf in Latex verfasst, mittels dem Paket CurVe von Didier Verna, dort habe ich die Ränder auf der ersten Seite mit

\usepackage[nohead,nofoot,hmargin=3cm,vmargin=1.5cm]{geometry}

und auf den folgenden Seiten mit

\newgeometry{includehead,headsep=1.5cm,hmargin=3cm,vmargin=1.0cm}

eingestellt.
Der Kopf der ersten Seite enthaelt Kontaktdaten in 6 Zeilen (etwa 3cm vertikale Ausdehnung), der auf den nachfolgenden Seiten nicht wiederholt wird; stattdessen hat der Kopf der nachfolgenden Seiten nur noch eine Zeile Lebenslauf, Max Mustermann.
Das Aussehen des Dokuments sagt mir zu. Nun hatte ich jüngst aber die Möglichkeit, diesen Lebenslauf von Personalern durchsehen zu lassen. Das hat mich dann dazu veranlasst, die Grundschrift von 10pt auf 11pt hochzusetzen. Mit Curve führte das dann aber zu Problemen beim Umbruch mitten in einer Rubrik.

Aus diesem Grund, und weil ich auch das Anschreiben mit scrlttr2 verfasse und so eine gewisse Angleichung im Layout erzielen möchte, habe ich beschlossen den Lebenslauf in scrartcl umzusetzen:

\documentclass[11pt,headheight=3cm,DIV=calc,pagesize]{scrartcl}
\usepackage[latin1]{inputenc}
%\usepackage[scaled]{berasans}
\usepackage[bitstream-charter]{mathdesign}
%\usepackage{lmodern}
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{ngerman}
%\usepackage{geometry}
\usepackage{scrpage2}
\usepackage{blindtext}
 
\setkomafont{pagehead}{\sffamily}
\setheadwidth{textwithmarginpar}
\KOMAoptions{DIV=last}
 
\clearscrheadfoot
\ihead{%
      \makebox[0pt][l]{\rule[-0.2\baselineskip]{\linewidth}{0.1mm}}%
      \makebox[0pt][l]{\rule[-0.3\baselineskip]{\linewidth}{0.1mm}}%
      \makebox[0pt][l]{\rule[-0.4\baselineskip]{\linewidth}{0.1mm}}%
      \sffamily\huge Max Mustermann\hfill\small\\
      \setlength{\tabcolsep}{0.25\tabcolsep}
      \renewcommand{\arraystretch}{1.0}
       \begin{tabular}[t]{@{}cl@{}}
           \multicolumn{2}{@{}l}{Musterstra"se 1}\\
           \multicolumn{2}{@{}l}{12345 Musterstadt}\\
           T: & +\,49 (12\,34) 1\,23\,45\\
           M: & +\,49 (1\,23) 1\,23\,45\,67\\
           \multicolumn{2}{@{}l}{muster@muster.de}%\\
        \end{tabular}
       \hfill
      \begin{tabular}[t]{@{}cl@{}}
	Geburtsdatum: & 1.\ Jan.\ 1901\\
	Familienstand: & ledig
      \end{tabular}
      }
 
\begin{document}
  %\maketitle
  \pagestyle{scrheadings}
  {\centering\sffamily\huge Diplom-Mustermann\\
  \Large Absolvent der Universit"at Mustercity
 
  }%the blank line extends centering's scope over whole group
  \section*{Ausbildung}
  %\raggedright
  \blindtext[3]
\end{document}

Zur Schrift: Ich habe einige Zeit damit verbracht eine Grotesk- und eine Antiqua-Schrift zu finden. Als serifenlose habe ich Charter gewählt, weil verschiedene Quellen (unter anderem Markus Kohm in diesem Forum) diese Schrift als sowohl auf dem niedrigauflösenden Computerbildschirm wie auch auf dem Papier sehr gut lesbar ausgewiesen haben. Dazu habe ich mir Bera Sans (als Frutiger-Derivat) ausgesucht. Ist diese Kombination, sind diese beiden Schriften überhaupt empfehlenswert?

Mit charter ermittelt typarea DIV=7, mit latinmodern (als Standardalternative) wird hingegen DIV=12. Ersteres führt schon zu einer recht schmalen Textbreite von ca. 11 cm. Das wäre gar nicht mal so schlimm, denn ich könnte ja die Keys (also die Zeitangaben im Lebenslauf) ja mit dem Paket marginnote (das ja auch von Markus stammt) erstellen, ähnlich wie es hier gemacht ist. Allerdings ist der Fuß, da ja doppelt so groß wie der Kopf, doch zu mächtig und ich glaube (ich weiß es aber nicht!) für das Format eines Lebenslaufs ungeeignet. Was soll ich also tun, doch wieder mit dem geometry-Paket herumwurschteln? Wie würde ein Typograph seinen Lebenslauf setzen? Oder soll jeder so machen, wie es ihm gefällt?

Allgemein: Ist es überhaupt sinnvoll (wieder aus typografischer Sicht), den Lebenslauf (bzgl. Kopf, aber auch sonst) dem Anschreiben anzugleichen (es gab diesbezgl. ja schon hitzige Diskussionen)? Oder kann man nicht sagen: "Ein Lebenslauf erfüllt diesen Zweck und ein Anschreiben jenen"?

Ich will hier mal einen Punkt machen, vielleicht ergeben sich noch weitere Punkte aus einer Diskussion. In der Hoffnung, einen forumregelkonformen Beitrag verfasst zu haben, bitte ich sehnlichst um Antworten.

Danke!

Bild von Markus Kohm

Ich verwende im KOMA-Script-Buch selbst Charter und (eine in der Höhe angepasste) Frutiger. Wir haben damals lange, lange, lange diskutiert und getestet, welche verfügbaren Fonts auch brauchbar sind. (Hätte es Latin Modern bereits gegeben, wäre ich womöglich dabei geblieben.) Wobei das größte Problem dort die TT-Schrift war. Jedenfalls kam es dann zu dem glücklichen Umstand, dass mir mein Arbeitgeber eine Frutiger zur Verfügung stellte und damit war der Teil beschlossen. Die Frutiger ist unter den Grotesk für mich das, was Adrian Frutiger mal über die Palatino bezüglich der Antiqua gesagt hat: Die Schrift, an der sich andere messen müssen. (Wobei Hermann Zapf mit der Palatino Sans Jahrzehnte später auch noch ein ähnlicher Wurf wie mit der Palatino gelungen ist.)

Man darf also von mir nicht erwarten, dass ich gegen diese Kombination rede.

Bild von Markus Kohm

Wäre der Lebenslauf ein geschlossener Text wie der Blindtext aus dem Beispiel, dann wäre der Satzspiegel so (fast) korrekt (und der Kopf grauenvoll überbreit). Problematisch ist aber, dass dabei ein DIV-Wert unter 9 herauskommt. Solche Werte sind eigentlich nie gut, sondern eher ein Zeichen, dass man etwas anders machen sollte.

Du wirst aber vermutlich einen tabellarischen Lebenslauf erstellen, wie das heutzutage üblich ist. Dabei gibt es zwei Besonderheiten. Zum einen stehen Links immer nur einzelne Stichworte und rechts steht der hauptsächliche Text. Zum anderen sind die Stichworte links eher sehr locker verteilt, während rechts ein eher dichter Text steht. Beim lockeren Betrachten wirken damit die Stichworte Links nur wenig, der Text rechts bestimmt den Grauwert der Seite stark. Dazu kommt, dass für das Leseverhalten die Stichworte links kaum eine Rolle spielen. Das eigentliche Lesen findet rechts statt. Also ist für die gute Zeilenlänge nicht die Gesamtzeilenlänge, sondern die Breite der rechten Spalte maßgeblich. Du hast also quasi einen zweispaltigen Text (mit ungleich breiten Spalten). Deshalb spricht nichts dagegen, den DIV-Wert so lange zu erhöhen, bis Du in der rechten Spalte ca. 60 bis 68 Zeichen/Zeile hast.

Bei diesem mächtigen Kopf, solltest Du übrigens headinclude setzen.

Bild von Markus Kohm

So eine Art CI für alle Teile einer Bewerbung zu verwenden, ist sicher nicht falsch – zwingend ist es jedoch auch nicht. Für eine Bewerbung ist es geradezu typisch, dass unterschiedliche Dokumente zusammengestellt werden. Es gibt Zeugnisse aus unterschiedlichen Quellen, Qualifikationsnachweise in Form von Urkunden ebenfalls aus unterschiedlichen Quellen und es gibt selbst verfasste Teile wie den Lebenslauf und das Anschreiben. Hier kann ein ähnliches aussehen von Anschreiben und Lebenslauf theoretisch das Erkennen der eigenen Teile erleichtern.

In der Realität wird das aber kaum eine Rolle spielen. 3/4 der Dokumente sind mit Times+Arial geschrieben, so dass man da einen Einheitsbrei hat. Die Schrift reißt es also schon einmal nicht raus oder genügt als Unterscheidungsmerkmal bereits. Außerdem hat man die selbst verfassten Teile in der Bewerbung immer oben, so dass bereits die Stellung im Gesamtdokument als Erkennungsmerkmal weitgehend genügt.

Bei der klassischen Bewerbung auf Papier per Post, hat man alle Teile bis auf das Anschreiben in einer Bewerbungsmappe. Das Anschreiben liegt um Umschlag oben auf. Bewerbungsmappen verlangen in der Regel einen breiten linken Rand aka große Bindekorrektur. In den meisten Firmen gehen Bewerbungen – ggf. nach einer gewissen Vorauswahl – auch in die Fachabteilungen. Dabei wird je nach Firma das Anschreiben mit weitergereicht oder gelangt gar nicht erst in die Fachabteilungen. Wird es mit gereicht, so liegt es meist lose in der Bewerbungsmappe. Teilweise wird auch nur der Lebenslauf in Kopie weitergereicht. Das Anschreiben ist übrigens auch der Teil, auf den Du kein Anrecht hast. Die Bewerbungsmappe solltest Du hingegen zurück erhalten. Das hat schon zu Peinlichkeiten mit Randnotizen geführt.

Aus all dem ergibt sich: Ein Anschreiben ist ein Brief ist ein Brief und bleibt ein Brief. Ein Lebenslauf ist ein Lebenslauf und kein Brief und wird auch kein Brief. – An dieser Stelle warten wir, bis der Aufschrei einiger Herren abgeklungen ist. – Gerade bezüglich der Ränder gibt es – wie oben begründet – häufig ganz andere Anforderungen. Das Layout eines Briefs ist auch schon per se kaum mit dem eines Lebenslaufs zu vergleichen. Also kann man bezüglich der Einheitlichkeit ohnehin nur eingeschränkt sinnvolle Gemeinsamkeiten finden.

Ich selbst ziehe es beispielsweise auch vor, wenn der Kopf eines eher schlichten, tabellarischen Lebenslaufs eher schlicht gehalten wird. Auf der ersten Seite muss da gar nichts stehen. Ich bevorzuge es, wenn persönliche Angaben tabellarisch links stehen und rechts daneben ein Foto ist. Allerdings darf man Foto heute eigentlich gar nicht mehr verlangen und teilweise ist es sogar verboten, weil es der Gleichstellung widerspricht. Selbst Angaben auf das Geschlecht sind in der EU inzwischen ein Problem – ich selbst wäre damals froh gewesen, wenn ich auch nur ein Mal eine Bewerbung einer Frau auf den Tisch bekommen hätte. Auf den weiteren Blättern sollte erkennbar sein, zu welcher Bewerbung die Seiten gehören. Aus dem Grund ist es auch kein Fehler, wenn bereits auf der ersten Seite zu finden ist, wieviele Seiten der Lebenslauf insgesamt hat – egal ob im Kopf oder Fuß.

Noch ein Tipp aus meiner Erfahrung als jemand, der mal Bewerbungen lesen durfte: Alles in der Mappe einseitig drucken! Das gilt auch für Zeugniskopien. Bei elektronischen Bewerbungen aber natürlich keine Leerseiten produzieren, das machen wir bitte nur auf dem Papier. Achja: Und nicht vergessen anzugeben, als was man sich bewirbt. Mit »Hallo ich kann bohren!« auf einer Bohrinsel zu landen, wenn man eigentlich Möbelschreiner werden wollte, kann zwar lukrativ sein, ist aber eventuell nicht ganz das Ziel …

So, nun weißt Du scharweinlich genauso viel wie zuvor. Das macht aber nichts. Das erhöht allenfalls die Individualität Deiner Bewerbung. Und das ist nur dann schlecht, wenn Du damit negativ auffällst.

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