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Klarstellung: KOMA-Script und caption/subcaption sind (weitgehend) kompatible

Bild von Markus Kohm

Nachdem mir Gerüchte zu Augen gekommen sind, die Pakete caption oder subcaption würden sich nicht mit KOMA-Script vertragen (oder umgekehrt) und in einer Anfrage ich sogar gebeten wurde, dieses Problem von KOMA-Script zu lösen, sei hier ausdrücklich erwähnt, dass KOMA-Script und caption oder subcaption durchaus kompatibel sind. Insbesondere führt die Verwendung von einem der Pakete mit KOMA-Script zu keinen Fehlermeldungen. Das gilt auch, wenn gleichzeitig hyperref verwendet wird.

Kompatibel bedeutet im Fall dieser beiden Pakete sogar, dass die allermeisten KOMA-Script-Features für den Befehl \caption (und die davon abgeleiteten Befehle) noch funktionieren, wenn man die Pakete verwendet. Trotzdem wird empfohlen in diesem Fall die Schnittstelle von caption zur Konfigurierung von \caption zu verwenden! Das sollte sich eigentlich von selbst verstehen, denn eigentlich lädt man diese Pakete ja nur, um deren Möglichkeiten auch zu nutzen.

Der Ursprung eines der Gerüchte bezüglich subcaption scheint eine ziemlich unspezifische und spekulative Frage auf TSX zu sein (vielen Dank an die Person, die mich darauf aufmerksam gemacht hat!). Obwohl dort ein Minimalbeispiel fehlt und daher das Problem nicht unmittelbar reproduzierbar ist, dürfte klar sein, dass KOMA-Script an der dort angegebenen Fehlermeldung:

   Command \theHsubfigure already defined.

unschuldig ist. KOMA-Script definiert von sich aus zu keinem Zeitpunkt \theHsubfigure. Dagegen findet sich im verwendeten labbook:

\ifwe@use@hyperref
  \AfterPackage{hyperref}{%\newcommand*\theHsubfigure{%
      \theHfigure.\arabic{subfigure}}

wie der Fragesteller durch einen einfachen Blick in die Klasse selbst hätte herausfinden können, bevor er sich in wilden Spekulationen verrannt hat.

Aus Anlass des verlinkten Unfugs sei auch klargestellt, dass die dort nebenbei aufgestellte Vermutung, memoir basiere möglicherweise auf einer KOMA-Script-Klasse absoluter Quatsch ist! memoir wurde zwar erst einige Jahre nach scrartcl in die Welt gesetzt. Trotzdem sind es ebenso unabhängige Entwicklungen wie KOMA-Script und pgf. Auf die Idee, dass beides etwas miteinander zu tun haben könnte, kann man eigentlich nur kommen, wenn man zumindest von einem davon außer dem Namen nichts kennt.

Auf die anderen diesbezüglichen Anfragen an mich direkt oder im Äther von Raum und Unzeit kann und will ich nicht weiter eingehen, sie sind zu unspezifisch. Es sei daher auch noch einmal darauf hingewiesen, dass man Spekulationen zumindest mit einem vollständigen Minimalbeispiel etwas Substanz verleihen sollte, damit andere sie nachvollziehen und ggf. analysieren und verifizieren oder falsifizieren und das dahinter liegende Problem im Idealfall sogar lösen können.

Nebenbei erwähnt: Es erstaunt mich immer wieder wie schnell scheinbar harmlose Gerüchte die Runde machen und wie gehäuft seltsame Fragen manchmal auftreten. Da drängt sich dann schon der Verdacht auf, dass die meisten davon in irgend einem Zusammenhang stehen und einen gemeinsamen Ursprung haben. Leider ist nur in seltenen Fällen so ein Ursprung wie die Verbreitung einer dämlichen Vorlage oder ein in einem Kurs geäußerter Hinweis auf ein fragwürdiges YouTube-Tutorium tatsächlich auszumachen.

Mit dem Definieren von \theHsubfigure wollte wohl der Autor einen Fehler der damaligen Version von subfigure ausbügeln: "\changes{v1.0a}{2003/04/29}{fix subfigure bug}"

Schade, daß er damals nicht stattdessen den Autor von subfigure kontaktiert hat (der 2003 noch aktiv war), und schade, daß er \newcommand und nicht \providecommand verwendet hat, so daß man sich daneben stellen konnte um zu warten, bis diese Codezeile Probleme macht. Und als ob das noch nicht reicht, wird auch noch munter \theHfigure und \theHtable von hyperref umdefiniert.

Während zum Beispiel Linux-Distributionen Anwendungen unterdurchschnittlicher Qualität gar nicht erst aufnehmen, landet so etwas wie labbook leider in TeXlive und MikTeX - und erhöht damit nur Supportaufwand auf unserer Seite, erhöht den Frust auf Anwenderseite, und schadet dem Ruf von LaTeX. Schade.

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