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Es gibt sie noch

Bild von Markus Kohm

Es gibt sie noch, die Anwender, die ihr Interesse an einer Weiterentwicklung und Verbesserung von KOMA-Script durch eigenen Einsatz unterstreichen. Diese Anwender sind es, für die ich KOMA-Script weiter entwickle. Genauso gibt es auch noch die Anwender, die keine Vorstellung davon haben, wie viele Arbeit in KOMA-Script steckt – und zwar gestern, heute und morgen.

Ich will jetzt nicht wieder über die Parasiten des Internet lamentieren. Stattdessen will ich auf diejenigen abheben, die durch ihren persönlichen Einsatz, die Weiterentwicklung von KOMA-Script fördern. Beispielhaft sei hier scrlttr2 erwähnt.

Vor einiger Zeit hat sich ein Anwender aus Japan mit Vorschlägen an mich gewandt. In der weiteren Diskussion hat sich ergeben, dass es mit einer LCO dabei nicht getan ist. Daraus geworden ist dann nicht nur eine ganze Reihe von LCOs, sondern auch diverse Erweiterungen in scrlttr2, eine vom Anwender erstellte Anleitung dazu und seine fortgesetzte Mitarbeit. Möglich wurde das, weil er bereit war, seine Zeit und seinen Einsatz einzubringen.

Ähnlich hat sich ein Anwender aus Frankreich mit Vorschlägen an mich gewandt. Der Kontakt schlief damals ein, weil er zwar mehr Einsatz zeigen wollte, letztlich aber nicht dazu gekommen ist. Zwei Jahre später konnte der Kontakt aber reaktiviert werden. Daraufhin ist es aktuell innerhalb von einem Tag gelungen, eine neue LCO für französische Briefe zu erstellen.

Ganz aktuell zeigen zwei Anwender großes Interesse darin, scrlttr2 auch für den amerikanischen Markt nutzbar zu machen. Nachdem die beiden sich bemüht haben, Daten über amerikanische Briefe zu liefern, ist es mir nun nach einigen Tagen intensiver Recherche gelungen, Fakten zu ermitteln. Hier ergibt sich das Problem, dass im Land der Freiheit, die Freiheit offenbar über die Standardisierung geht. Es wird also vermutlich nur möglich sein, LCOs für Briefe unter Verwendung weniger Arten von Umschlägen zu erstellen. Dabei zeigte sich mir das Problem, nicht nur Briefbögen selbst, sondern auch Umschläge zu visualisieren.

Zunächst hatte ich einfach damit begonnen, Umschläge mit ein paar picture-Befehlen einzeln zu zeichnen. Nachdem die Vielfalt der Umschläge klar wurde, hat sich das als unpraktisch erwiesen. Dabei stellte sich mir nämlich die Frage, ob es nicht auch für Anwender nützlich wäre, direkt aus den Daten einer LCO eine Zeichnung eines Umschlags erhalten zu können. Der Vergleich von Zeichnung und realem Umschlag kann dann bei der Anpassung einer individuellen LCO helfen.

Ich habe letzte Woche und diese Woche einige Stunden in diese Aufgabe gesteckt. Dabei sind nicht nur erste BETA-Versionen von neuen LCOs für amerikanische Briefe entstanden, es ist auch visualize.lco entstanden, eine LCO, mit der man nicht nur einige Felder des Briefbogens hervorheben kann, sondern auch die Zeichnung eines Umschlags ausgeben lassen.

Neben den Stunden für die Recherche hat mich Design und Implementierung selbst insgesamt min. 10 Stunden gekostet. Diese Kosten rechne ich gegen den erwarteten Nutzen für die Anwendergemeinschaft auf, woraufhin hoffentlich ein riesiges Guthaben übrig bleibt – obwohl ich selbst vermutlich nie Briefe im letter-Format in Umschläge des Formats commercial No. 9 stecken werde.

Dass allerdings die Freude über Rätselfragen von Anwendern in solcher Zeit intensiver Investition begrenzt bleibt, dürfte den wenige Lesern dieses Blogs verständlich sein. Dennoch bin ich bemüht, jeder Frage den angemessenen Einsatz zu widmen. Natürlich ist aus sich der Fragesteller jede Frage wichtig und meist dringend. Da die Möglichkeit, eine Zeit mehrfach zu durchleben, aber den Figuren von Fantasie-Autoren vorbehalten bleibt, muss ich manchmal abwägen. Ich werde deshalb auch zukünftig abwägen, welcher Beitrag aktuell zu viel Einsatz zur Feststellung der eigentlichen Frage bzw. des eigentlichen Problems benötigt. Dabei werde ich ggf. auch so unverschämt sein, nach Autoren zu selektieren. Manchmal ist das Wohl vieler eben wichtiger als das Wohl einzelner – und manchmal ist es umgekehrt.

So, jetzt bin ich nicht dazu gekommen, mich über die Änderungen auf der Site auszulassen, die nebenbei auch noch entstanden sind. Da mein heutiger Blog-Eintrag aber bereits lang genug ist, werde ich mir das für ein anderes Mal aufsparen.

Bis demnächst
Markus

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