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Vorlage am KIT

Bild von Markus Kohm

Am KIT – ehemals TU-Karlsruhe – wird seit Jahrzehnten eine LaTeX-Vorlage für Studien- und Diplomarbeiten und inzwischen wohl auch für Bachelor- und Master-Arbeiten weitergereicht. Vermutlich wurde die Vorlage auch schon für so manche Dissertation verwendet. Erfreulich daran ist, dass diese Vorlage immer wieder einmal von jemandem verändert wird. Nachteilig ist, dass die so gewachsene Vorlage so manchen alten Zopf enthält, der dringend abgeschnitten werden sollte.

Es ist zu beachten, dass ich diese Vorlage nicht heraus greife, um irgend jemanden zu blamieren oder an den Pranger zu stellen. Niemand kann erwarten, dass jemand, der LaTeX nur nebenbei betreibt, darin perfekte Ergebnisse abliefert. Das gilt im übrigen auch für mich. Ich greife diese Vorlage deshalb auf, weil ich häufig damit konfrontiert werde, selbst an der TU-Karlsruhe meinen Abschluss gemacht habe und mir durchaus noch etwas am KIT liegt. Dies geschieht daher in bester Tradition von Forschung Lehre in der Hoffnung, dass andere daraus lernen. Darüber hinaus sei darauf hingewiesen, dass einige Punkte, die ich hier verallgemeinere, sicher auch diskutiert werden könnten und von mir selbst nicht in jedem Fall beachtet werden.

Nebenbei sei erwähnt, dass in die Anfangszeit von KOMA-Script auch meine Diplomarbeit an der TU-Karlsruhe fiel. Damals war noch auf keinem Rechner der Uni LaTeX2e zu finden. Ich habe deshalb einen guten Teil meines Plattenplatzes für eine LaTeX2e-Installation verwendet. Natürlich habe ich meine Diplomarbeit dann mit KOMA-Script und LaTeX2e – heute schlicht LaTeX genannt – gesetzt. Während dieser Zeit haben so viele andere Studenten und Mitarbeiter am entsprechenden Institut meine LaTeX-Installation in ihre Home-Verzeichnisse verlinkt, dass mein Account nach Abschluss meiner Arbeit nicht gelöscht werden konnte, sondern noch Monate lang erhalten blieb. Doch das sei nur am Rande erwähnt.

Die Vorlage, die über Jahre am KIT empfohlen wurde und manchmal auch noch wird, basierte ursprünglich weder auf meiner Diplomarbeit noch auf KOMA-Script. Wenn ich richtig informiert bin, wurde sie 1996 von einem Wirtschaftwissenschaftler auf Basis der Standardklasse book erstellt. Danach wurde sie fleißig weitergereicht und mehrfach geändert. Dokumentiert sind für die Änderungen zwei Verantwortliche. Einer davon hat wohl auch die Basis von book auf scrbook geändert. Neben der offiziellen Vorlage kursieren am KIT offenbar auch mehrere geänderte Varianten von Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern. In diversen Foren und im Usenet werden auch immer wieder Fragen zu dieser Vorlage gestellt. Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, diese Vorlage einschließlich der Klasse einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Als Ausgangspunkt dient dabei die Vorlage für Ausarbeitungen vom 11. Juni 2012.

Inzwischen hat sich Herr Burger die Mühe gemacht, viele meiner Kritikpunkte aufzugreifen, und eine neue Vorlage erstellt. Meine Kritik auf den Folgeseiten bezieht sich ausdrücklich nicht auf diese. Damit ist auch die Behauptung, dass konstruktive Kritik nutzlos wäre und Vorlagen nun einmal so seien und auch so zu verwenden seien, die ich im Support von Studenten immer wieder zu hören bekomme, widerlegt. Wissenschaftliches Arbeiten besteht auch darin, konstruktive Kritik zu äußern und diese entgegen zu nehmen und zur Verbesserung der eigenen Arbeit zu nutzen. Für echte Wissenschaftler ist das eine Selbstverständlichkeit. Natürlich darf man nicht erwarten, dass Kritik zu Nebenschauplätzen immer sofort umgesetzt wird. Sorgfalt und das Setzen von Prioritäten gehört eben auch zum wissenschaftlichen Arbeiten.

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