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The never ending story …

Bild von Markus Kohm

Wieder einmal eine neue KOMA-Script-Release und wieder einmal dasselbe Theater, wie es in unregelmäßigen Abständen auftritt, wenn ich eine neue Release für eines meiner LaTeX-Pakete erstelle. Da dies auch in die Frage hineinspielt, warum es tatsächlich bis zu dieser KOMA-Script-Release so lange gedauert hat und warum es beispielsweise das titlepage-Paket nur hier auf komascript.de nicht aber bei anderen Distributoren gibt, wäre es unehrlich, das ganze einfach unter den Teppich zu kehren.

Seit Jahren habe ich immer wieder mit dem Phänomen zu kämpfen, dass sich (mit teilweise recht viel Mühe) eine Release eines meiner Pakete erstelle, auf die verschiedenen Server hochlade, mir Release-Infos aus den Fingern sauge ggf. ins Englische oder Deutsche übersetze, in unterschiedliche Formulare eintrage, die sich von Zeit zu Zeit ändern, was alles eine Menge Zeit kostet, und dann irgendwer sich über das Ergebnis beschwert. Mal hätte jemand gerne, dass eine Datei innerhalb des Release-Archives an anderer Stelle steht. Mal hätte jemand gerne ein paar zusätzliche Informationen in einem bestimmten Dateiformat. Dann wieder möchte jemand, dass eben die Informationen, die ich nach Absprache seit Jahren und mit viel Mühe zusätzlich erstelle, nicht mehr enthalten sind. Dann wieder hätte jemand gerne ein ganz anders aufgebautes Release-Archiv und bitte die Anleitung in einem anderen Dateiformat und am besten in drei verschiedenen Verzeichnissen. Mal ist das ganze zu groß, mal zu klein, mal zu kompliziert, mal zu ausführlich, mal zu knapp. Mal passt jemandem die Lizenz nicht. Und manchmal sollte das ganze bitte etwas mehr rosa sein. Alles am besten gestern. Und mal beklagt sich jemand über Dinge, die ich nun wirklich nicht zu verantworten habe, wie frühere falsche Entscheidungen aus dem Verantwortungsbereich desjenigen, der sich beklagt.

Selbst, wenn diese ganzen Anforderungen an mich in höflichem Ton heran getragen werden, was keineswegs immer der Fall ist, kostet das jedes Mal eine Menge Nerven und Zeit. Ganz ehrlich ich habe auf all das genau gar keinen Bock mehr! Ich stelle eine Release zusammen und biete diese eine Release allen an. In vielen Fällen ist genau angegeben, inwieweit Redistributoren Änderungen vornehmen dürfen. Wer sich diese Mühe machen will, soll das bitte tun, aber mich nicht damit behelligen und sich ggf. nicht wundern, wenn ich Anwender darauf hinweise, dass ich für irgendwelchen Unfug nicht verantwortlich bin.

Und dennoch: Ich verlange von niemandem, dass er eines meiner Pakete in seine Distribution von was auch immer aufnimmt! Jeder muss selbst entscheiden, ob ihm das damit verbundene Ziel den damit verbundenen Aufwand wert ist. Ich biete lediglich etwas an.

Genau die Unlust, mich mit all diesen politischen Anforderungen und dem Bürokratismus anderer zu quälen, hat in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass sich Releases verzögert haben oder wie im Beispiel von titlepage auch gar nicht stattgefunden haben oder ich mir die Frage gestellt habe, ob es mir das überhaupt wert ist. Das ist aktuell wieder der Fall. Klar, für Pakete wie die KOMA-Script-Sammlung findet sich eventuell sogar jemand, der mir, so weit es in seinen Kräften steht, den Rücken frei hält. Aber für neue Pakete müsste ich in der Regel erst jemanden suchen. Will ich mir die Mühe machen? Eigentlich will ich Pakete schreiben und Anwendern unmittelbar bei ihren Problemen helfen. Das kann man manchmal mit Paketen, manchmal auch besser in direktem Kontakt. Natürlich könnte ich alle meine Pakete einfach in KOMA-Script integrieren und auf den Druck der Masse auf andere hoffen. Aber das wäre mehr als unfein.

Daher weiß ich im Augenblick nicht so recht, wie es wohl weitergehen wird – nicht nur mit KOMA-Script, sondern mit allen veröffentlichten und noch nicht so recht veröffentlichten Paketen. Mehr zu den Thema vielleicht in einiger Zeit, wenn ich – mal wieder – Zeit auf ausführliche Beschäftigung damit ver(sch)wendet habe.

Markus

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