Sie sind hier

Reflexionen zu DANTE 2014

Bild von Markus Kohm

Seit Jahren nehme ich jede Entschuldigung wahr, um mich vor DANTE-Tagungen zu drücken. Meine letzte Tagung war vor sage und schreibe 10 Jahren in Darmstadt. Damals war ich allerdings nur einen Tag anwesend. Dieses Mal war ich pünktlich um 8:45 Uhr bei der Registrierung.

Nach dem Abstellen meines Drahtesels kurz nach 8:30 Uhr stürzte ich mich erst einmal auf ein Glas Wasser. Das tolle Wetter hat mich nämlich dazu verleitet, schneller als beabsichtigt und nur unterbrochen von einmal Schnäuzen und dem Öffnen der Jacke zu fahren. Während ich das Glas leerte versuchte ich schon einmal etwas zaghaft die Namensschilder der anderen zu lesen, was nicht immer ganz einfach war. Aber ich war nun einmal gespannt, wer von den vielen Namen hier endlich ein Gesicht bekommen könnte. Aber zunächst war ich ziemlich erfolglos.

Nach der Registrierung im Hörsaal waren dann wenigstens ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Leute, die ich von Stammtischen kannte. Dazu meine Empfehlung: Wenn es irgendwo in halbwegs erträglicher Reichweite irgendwo einen TeX-Stammtisch gibt, unbedingt mal besuchen! Man lernt da die unterschiedlichsten Charaktere kennen. Das reicht von sogenannten Aktiven, die man – wie vermutlich mich – zu den Individualisten zählen könnte, über ganz normale Leute bis hin zu Alleinunterhaltern. Wie ich noch feststellen durfte, war das auf der Tagung nicht anders.

Eröffnet wurde die Tagung souverän von Martin, der rasch an die Organisatoren Marion und Joachim Lammarsch übergab. Während Joachim schon einmal ein paar Worte zu 25 Jahren DANTE keineswegs verlor, sondern der informativen Unterhaltung anheim stellte, führte Marion als Vertreterin des Hausherrn in die Geschichte des Gebäudes und des psychologischen Instituts sein. Auch das war sehr kurzweilig.

Im Anschluss dufte Arno den Reigen der Fachvorträge und Tutorien mit einer Einführung in LuaLaTeX eröffnen. Dieser Vortrag war auch für mich alten Hasen, der hauptsächlich mit pdfLaTeX arbeitet, durchaus interessant. Vor allem aber war er mit vorgetragenen und gezeigten Elementen kurzweilig.

In der Kaffeepause gelang es mit dann endlich, erste Namen mit Gesichtern in Deckung zu bringen. Hier sei erwähnt, dass eine der anwesenden Damen, die ich mir seltsamer Weise immer blond mit Pferdeschwanz vorgestellt hatte, weder einen Pferdeschwanz hatte noch blond war. Während ich mich noch darüber wunderte, war die Pause auch schon vorbei und die meisten Leute verschwanden wieder im Vorlesungssaal.

Ich hatte jedoch entschieden, dass Poster nicht ganz mein Metier sind und mich deshalb mit meinem Notebook in einen kleinen Raum mit Tischen zurückgezogen. Dort wurde ich mit Keksen und WLAN verwöhnt und wechselte das eine oder andere Wort mit Patrick Grundlach und Karin Dornacher. Die Mittagspause war schneller da, als ich erwartet hatte.

Dankbar nutzte ich die Gelegenheit, mit einigen Bekannten die Ausgestaltung der Mittagspause zu verabreden. Bei der Gelegenheit lernte ich auch endlich Axel Kielhorn kennen. Man sollte es nicht für möglich halten, aber Axel war vermutlich der erste Mitwirkende an KOMA-Script. Von ihm stammte die erste Briefklasse in KOMA-Script. Obwohl wir also min. seit 1994 – vielleicht auch schon früher – Kontakt hatten, waren wir uns nie persönlich begegnet. Unser Häufchen von sechs Leuten versorgte sich bei einem Bäcker mit Pizza und verbrachte die Mittagspause dann zunächst auf der Wiese am anderen, nämlich rechten Neckarufer. Den Abschluss gab es dann vor dem Tagungsgebäude in einem Kaffee im Freien mit einem Eis oder ähnlichem.

Da auch Beamer etwas ist, was ich eher selten benötige und wenn dann eigentlich auf die immer gleiche Weise, ließ ich auch Axels Vortrag zu diesem Thema aus. Entgegen meiner früheren Tagungen stellte ich jedoch fest, dass kaum ein anderer Tagungsteilnehmer Vorträge schwänzte. Von früher hatte ich eigentlich damit gerechnet, ein gutes Dutzend Leute im Internet surfend oder über Probleme diskutierend in einem Nebenraum vorzufinden. Entweder ist das im Zeitalter von DSL und LTE nicht mehr attraktiv oder die Vorträge waren dieses Mal einfach zu spannend.

Die nächsten drei Vorträge hatte auch bereits im Vorfeld markiert und begab mich daher nach einer weiteren Kaffeepause ebenfalls an den Ort des Geschehens. Ulrike Fischer gelang es, mit wenigen, einfach gehaltenen und doch anwendungsorientierten Beispielen die Grundkonzepte von biblatex zu erklären. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn es Menschen gelingt, solche mächtigen Werkzeuge, die in ihrer Komplexität leicht unüberschaubar erscheinen können, auf wesentliche Grundfähigkeiten reduzieren zu können, die leicht zu verstehen sind und die Neugierde auf mehr wecken.

Bei Dominik Wagenführs Vortrag zu registerhaltigem Satz entspannen sich einige Diskussionen. So wurde darauf hingewiesen, dass die Verwendung von \pagegoal innerhalb einer multicols-Umgebung eine sehr fragile Geschichte ist, die vertikale Verschiebung im Umfeld eines Seitenumbruchs am Anfang einer Überschrift durch ein Konstrukt wie \vskip\topskip\vrule to 0pt\pagebreak[3]\vskip-\topskip automatisiert werden könnte, Listen am einfachsten durch Setzen von \topskip auf \baselineskip und \partopskip ins Raster gezwungen werden, statt durch eine manuelle Verschiebung, und dass man Abbildungen einfach in eine Box packen kann, die man dann ausmisst und ggf. in der Höhe und Tiefe korrigiert. Dass das sehr experimentelle gridset für diese Anwendung nicht geeignet ist, hätte ich ihm ebenfalls sagen können. Trotzdem oder eigentlich gerade wegen dieser Diskussionen war der Vortrag höchst interessant. Mir hat er darüber hinaus gezeigt, dass Tagungen auch ein guter Platz sind, Ideen vorzustellen, und aus der sich daraus ergebenden Diskussion neue Impulse zu gewinnen.

Arno schloss die Vorträge und Tutorien dieses Tages mit seinen Ausführungen zur absoluten Positionierung. Seiner Liste an dafür verwendbaren Paketen würde ich übrigens gerne scrlayer hinzufügen. Sein eigener Ansatz basiert wie eso-pic auf atbegshi und zeigte auch einfache grafische Elemente, die direkt aus Lua heraus mit PDF-Mitteln erzeugt werden. Für einen Paketentwicker ist das sicher eine interessante Möglichkeit. Auf den Rängen gab es aber einige Diskussionen, ob man dann nicht besser gleich Tikz oder das in LuaTeX vorhandene Metapost nutzen sollte. Sicher berechtigte Fragen, aber umgekehrt kann man sich natürlich auch fragen, warum denn eigentlich nicht mit Lua und PDF-Objekten.

Damit war für mich der erste Tag zu Ende. Da ich nicht am Abendtreff teilnehmen wollte, hatte ich an diesem Tag mein Ziel, Menschen persönlich zu begegnen nur teilweise erreicht. Die Fahrt mit dem Fahrrad zurück war dafür bei warmem Wetter und in der Abendsonne ganz herrlich – Dank sei der Pharmaindustrie für freiverkäufliche, nebenwirkungsarme Antihistaminika.

Am zweiten Tag war ich nicht ganz so pünktlich, weil ich auf dem Weg gleich noch mein Mittagessen besorgte. Als erstes stand die Mitgliederversammlung auf dem Programm. Entgegen früherer Veranstaltungen dieser Art, fand sie in entspannter und freundschaftlicher Atmosphäre statt. Sowohl die Ehrenmitgliedschaft für Joachim Lammarsch als auch der Ehrenpreis für das CTAN-Team waren sehr gut vorbereitet und mehr als berechtigt. Joachims Einwand, dass er doch nur seinen Job getan habe, ehrt ihn. Dem ist jedoch entgegen zu setzen, dass er diesen Job freiwillig und mit großen Einsatz getan hat und so vorbildlich den Erfolg von DANTE wesentlich mitbegründet hat. Ich selbst will an dieser Stelle allen Gründungsmitgliedern und allen Vorstandsmitgliedern der letzten 25 Jahre danken. Ebenso hat CTAN den Ehrenpreis mehr als verdient. Sie hätten ihn meiner Meinung nach lange vor mir verdient! Auf der anderen Seite ist es gut, dass sie ihn erst jetzt erhalten haben, weil er erst jetzt mit 500 € dotiert ist, die CTAN sicher sehr gut gebrauchen kann.

Die Mittagspause verbrachte ich auf einer Bank im Innenhof des Instituts. Das war eine gute Idee, lernte ich hier doch endlich wieder ein paar Gesichter kennen. Andreas Hirsch gehört ebenfalls zu den Menschen, die ich AFAIR schon in meiner MausNet-Zeit kennen und schätzen gelernt habe. Er hat – sicher auch aus beruflichen Gründen – eine sehr pragmatische Sicht auf LaTeX. Bei dieser Gelegenheit durfte ich nun auch seinen Humor kennen lernen.

Als ersten Vortrag nach der Mittagspause besuchte ich den über MlBibTeX von Jean-Michel Hufflen. Ich war beeindruckt, dass er den Vortrag auf Deutsch hielt. Die Diskussion zum Vortrag entspann sich in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und mit Ulrikes Hilfe auch in Französisch, so dass schließlich alle Fragen beantwortet werden konnten. Zurecht wies Martin in der Diskussion darauf hin, dass für eine bessere Verbreitung und für mehr Rückmeldungen eine Veröffentlichung auf CTAN sinnvoll wäre – ungeachtet dessen, dass Programm und Paket derzeit noch Beta sind. Ich nahm aus dem Vortrag vor allem die Ausführungen zu Namensräumen (prefix + merge) mit, die meiner Meinung nach auch als Erweiterung von biber überlegenswert wären.

Die nächsten beiden Sessions ließ ich aus. Dafür lernte ich nun endlich wieder ein neues Gesicht zu einem Namen kennen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch etwas über neue Richtungen in der Philosophie an Universitäten, dass man mit einem entsprechenden Abschluss durchaus interessante Anstellungen finden kann und einiges mehr. Außerdem durfte ich mich zum zweiten Mal in meinem Leben von Angesicht zu Angesicht mit Herbert Voß unterhalten, einem Menschen mit sehr viel Humor, der seine Ansichten zu vertreten weiß und gleichzeitig die Ansichten anderer gelten lässt. Schade, dass er so weit weg wohnt.

Wann genau mir Heiner die Hand hinstreckte, kann ich leider nicht mehr genau sagen. Wenigstens in diesem einen Fall darf ich aber feststellen, dass ich ihn mir ungefähr so vorstellte. Man sieht ihm einfach an, dass er die Freundlichkeit in Person ist.

Dann musste ich mich psychisch und moralisch auf meinen eigenen Vortrag vorbereiten. Da ich seit rund 10 Jahren keinen Vortrag mehr gehalten hatte, war meine Nervosität nicht gering. Wenn ich mich recht erinnere, lernte ich kurz davor auch noch Elke kennen, die ich auf keinen Fall vergessen will. Wenn solche Menschen im Publikum sitzen, kann eigentlich nichts schlimmes passieren. In der Nacht zuvor hatte ich noch beschlossen, den Vortrag komplett über den Haufen zu werfen und zwar die Daten weiterhin zu zeigen, aber diese lediglich als Aufhänger zu verwenden, um die Menschen in den Vordergrund zu stellen, denen 20 Jahre Weiterentwicklung von KOMA-Script tatsächlich zu verdanken sind. Leider vermasselte ich den Anfang des Vortrags und begann vor Nervosität die Folien vorzulesen. Glücklicherweise merkte ich das schnell und nachdem der erste Lacher gelang, begann ich mich in meiner Haut auch wieder wohl zu fühlen. Das Publikum an diesem Tag war wirklich sehr gnädig. Ich dagegen war gar nicht gnädig und zerrte Luzia, Axel, Heiner, Alexander, Uwe, Ulrike, Herbert, Heiko und natürlich auch Elke und sogar einige, die nicht anwesend waren, ins Licht der Öffentlichkeit. Vor allem versuchte ich deutlich zu machen, dass der Ehrenpreis 2013 zwar mir verliehen wurde, ich diesen aber stellvertretend für all die Menschen angenommen habe, die mich angespornt, unterstützt, beruhigt, angestachelt und korrigiert haben. An dieser Stelle noch einmal ein großer Dank an das Publikum, das bereit war, diesen Weg mitzugehen und mich freundlich aufgenommen hat. Ich könnte mich fast überreden lassen, wieder einmal einen Vortrag zu halten. An dieser Stelle muss ich mich noch bei meiner Frau entschuldigen. Zwar hatte ich fest vor, als Abschluss des Vortrags zu erwähnen, dass sie der Mensch ist, der mir die ganze Arbeit an KOMA-Script und meinen ganzen anderen OpenSource-Projekten überhaupt ermöglicht. Vielen Dank dafür!

Nach dem Vortrag brauchte ich aber erst einmal eine Pause. Leider traf es wieder Axel. Auf der anderen Seite habe ich selten mit Sprachen zu tun, die sich nicht lateinischer Buchstaben bedienen, war für mich in diesem Fall von Vorteil war. Auf der anderen Seite wäre gerade das eine gute Gelegenheit für einen Einblick in dieses Thema gewesen. Aber ich musst erst einmal herunter kommen. Irgendwie gelang mir das offenbar nicht schnell genug oder die Gespräche waren zu intensiv. Jedenfalls verpasste ich glatt den Vortrag von Taco, den ich gerne mitgenommen hätte. Erst zum Tagungsende war ich wieder aufnahmefähig.

Diese ging dann zunächst in einige lockere Gesprächsrunden über, bei denen mir einige auch noch einmal den Bauch pinselten. Ja, ich bin für Lob durchaus empfänglich! Elke macht mir leichte Vorhaltungen, weil ich so zu sehr gelobt habe – stimmt nicht! Menschen, die wie sie ihre Zeit dazu nutzen, anderen zu helfen, haben schlicht jedes Lob verdient! Es mag sein, dass ich den einen oder anderen oder die eine oder andere zu wenig gelobt habe, aber zu viel habe ich niemanden gelobt. Ich hätte ihr sogar gerne zum Dank ganz öffentlich ein KOMA-Script-Buch überreicht. Leider wurde die neue Auflage nicht rechtzeitig fertig.

Irgendwann machten wir uns dann auf den Weg Richtung Güldenes Lamm. Ich glaube, ich habe mich auf dem ganzen Weg mit Elke unterhalten. Sie ist eine bemerkenswert humorvolle, aufgeschlossene uns sympathische Erscheinung, die mit beiden Beinen auf der Erde steht. Ihr Mann, den ich an dem Abend ebenfalls ein wenig kennen lernen durfte, ist ebenfalls ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Tja, das gilt erstaunlicher Weise für alle, mit denen ich an diesem sehr schönen Abend zusammengetroffen bin. Ich glaube, danach kannte ich dann die Gesichter zu allen Namen der Anwesenden, mit denen ich schon einmal zu tun hatte und mit jedem verbinde ich nun gute Erinnerungen. Das Essen war übrigens gut, der Nachtisch war grandios, aber die Menschen waren der Hit.

Die Heimfahrt bei Nacht war ein wenig anstrengend – Schande auf die Pharmaindustrie deren Antihistaminika nach 16 Stunden einfach nicht mehr helfen wollen, so dass ich mehrmals anhalten musste, um mir die brennenden Augen auszuwischen und die triefende Nase zu putzen. Trotzdem war die Nacht schön und das Radfahren war genau das, was ich jetzt brauchte.

Der nächste Morgen begann nicht mit einem Kater, den gibt es von alkoholfreiem Bier nicht, aber mit rauer Stimme und viel Gehuste – Dank sei der Pharmaindustrie, die uns mit ihren Antihistaminika fit für den Tag macht! Da das Touristikprogramm eine Stunde später als das Tagungsprogramm begann, war es bei herrlichem Sonnenschein bereits wunderbar mild, so dass ich mich in meiner leichtesten Fahrradjacke auf den Weg machen konnte. Die Straßen waren leer, so dass ich deutlich zu früh in Heidelberg ankam. Glücklicherweise kam Günther gleichzeitig mit mir an, so dass wir einen kleinen Plausch in der Sonne führen konnten. Auch er war so freundlich mir noch einmal für meinen Vortrag zu danken. Inzwischen wurde mir das ein wenig peinlich, aber nachdem ich die ganzen Leute teils zu ihrer eigenen peinlichen Berührung gelobt hatte, hatte ich es ja vielleicht nicht besser verdient. Bald gesellten sich auch weitere Menschen zu uns. Wir unterhielten uns zunehmend weniger über TeX, sondern mehr über die Freuden des Lebens. Irgendwann war dann die ganze Gruppe versammelt und auch unsere Führerin war ein getroffen. Eigentlich sollte sie noch Unterstützung von einem Kollegen erhalten. Wie sich jedoch zeigte, war dieser nicht informiert worden. Auf ihre Frage: »Wo bist Du jetzt?« an den Kollegen am Handy, gab Herbert recht treffend: »Im Bett!« zur Antwort. Also hielt die Dame die Einführung für uns alle. Wir erfuhren wissenswertes über die Geschichte des Tagungsortes, was trotz Marions Einführung am ersten Tag nicht langweilig war, weil die Schwerpunkte anders gesetzt waren, nämlich mehr auf die Anfänge. Dann zogen wir alle gemeinsam zum Uni-Platz mit dem Uni-Museum. Dort erfuhren wir weiteres über die Geschichte der Uni, die alte Aula, die beiden Studenten-Karzer. Weiter ging es zur Bibliothek mit dem Codex Manesse und schließlich über die Uni-Vewaltung zur anderen Seite des Karzers. Dort verabschiedete sich die Dame nach einem kurzweiligen und informativen Vormittag.

Da ich nicht am Nachmittagsprogramm teilnehmen wollte – meine Tochter hatte bereits am Samstag Morgen vorsichtig Ansprüche auf meine Anwesenheit angemeldet –, hätte ich mich nun eigentlich verabschieden können. Aber die Stimmung war einfach zu gut, die Gesellschaft noch besser, so dass ich mich entschloss, mit einigen zusammen zu Mittag zu essen. Wir einigten uns auf einen Sitzplatz im Freien aber in der Sonne, den wir auch im Bereich der Heiliggeistkirche am Markplatz fanden. OK, das Essen war nicht umwerfend, aber es war auch nicht schlecht und erneut war die Unterhaltung mit den Leuten das Wesentliche. Fast bedauerte ich ein wenig, dass ich mich gegen das Nachmittagprogramm entschieden hatte. Aber vielleicht waren die Leute ja deshalb so nett, weil sie wussten, dass sie mich dann endlich los wären. Auf jeden Fall freute ich mich auch mal wieder meine Familie zu sehen, verabschiedete mich von einigen bis Montag von anderen bis irgendwann und machte mich auf den Heimweg. Tatsächlich hatte meine Tochter an diesem Nachmittag nicht viel von mir, da ich den größten Teil mit einem ausgedehnten Mittagsschlag verbrachte. Aber offenbar genügte ihr meine reine Anwesenheit oder mein Schlaf war ihr sogar ganz recht.

Montag war leider bedeckt. Obwohl die Temperatur wieder fast die 10°C-Marke erreichte, war es daher auf dem Weg nach Heidelberg recht frisch. Der Verkehr war wieder eine Katastrophe! Nur gut, dass ich mit Fahrrad und nicht mit dem Auto unterwegs war. Angekommen durfte ich endlich mal wieder Bernd die Hand schütteln. Wir haben uns tatsächlich seit Jahren nicht gesehen. Nur gut, dass wir bei den seltenen Gelegenheiten einfach wieder dort anknüpfen können, wo wir stehen geblieben sind – nur dass die Kinder, über die wir als erstes reden müssen, inzwischen älter geworden sind.

Der Festakt … was soll ich dazu sagen … man muss dabei gewesen sein! Martin hielt eine kurze Einleitung und überreichte noch die Urkunden für das CTAN-Team. Joachim erzählte sehr bildhaft und mit einigen passenden Zwischenrufen von den Anfängen der TeX-Interessenten bis hin zu DANTE 1994 und ein wenig darüber hinaus. Vieles daran erinnerte mich an spätere Begebenheiten, die ich selbst erlebt hatte. Manches rührte mich. Es war eindringlich, unterhaltsam und dem Rahmen sehr angemessen. Friedhelm verlas die Grußbotschaften einiger nicht anwesender Mitglieder – nicht ohne einige Anekdoten zum Besten zu geben, wobei er von anderen Gründungsmitgliedern reichlich unterstützt wurde. Es war eine Wonne! Dazwischen gab es immer wieder ein musikalische Intermezzo, das jeweils sehr passend war.

Danach ging es zum Sektempfang. Das war sozusagen die beste Gelegenheit noch einmal mit allen möglichen Leuten zu reden. Die älteren bis hin zu den Gründungsmitgliedern waren so freundlich, mich wie Ihresgleichen zu behandeln, obwohl sie mir teilweise viele Jahre an Erfahrung, Einsatz vor den DANTE und vielleicht auch Weisheit voraus haben. Obwohl ich eigentlich vermeiden wollte, quasi beim Auskehren des Raums mit hinausgefegt zu werden, gehörte ich zu den Letzten, die sich verabschiedete. Es war einfach eine zu schöne Tagung, so dass es mir schwer fiel mich loszureißen.

Ich habe in diesen vier Tagen viele tolle Menschen noch besser kennen gelernt, es kamen auch tolle Menschen neu dazu. Ich habe meine Ansicht über Tagungen revidiert. Die kleine Tagung im Herbst in Karlsruhe steht fest auf meinem Programm. Die Tagung in Stralsund 2015 rückt wieder in meine Überlegungen obwohl ich sie schon sehr sicher gestrichen hatte. Man sollte eigentlich keine Gelegenheit auslassen, mit diesen tollen Menschen, die letztlich den Verein ausmachen und das Leben lebenswert machen, zu treffen.

Vielen Dank, dass es Euch gibt!
Markus

Comments for "Reflexionen zu DANTE 2014" abonnieren